Archiv des Autors: Joulia Strauss

Ausstellungseröffnunsgrede: „global aCtIVISm“, ZKM |Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, 13.12.2013

Brüder und Schwestern!

Zusammen werden wir nicht zulassen, dass die sozialen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts drastisch abgebaut werden, dass von den Konzernen profitgierig Naturkatastrophen verursacht werden, dass in der europäischen Peripherie Faschismus aufblüht, dass in Deutschland rassistisch mit Menschen umgegangen wird, die hierher geflüchtet sind, weil wir in ihre Heimat Waffen exportieren.

Darf ich diese fantastische Gelegenheit nutzen, um das Thema Regugee Protest einen kleinen Schritt weiter auf die Bundesebene zu bringen: ich zitiere aus dem Aufruf von Refugee Strike Berlin:

Wir rufen nun alle Menschen, politische und gesellschaftliche Akteure wie Gewerkschaften, Schulen, Universitäten, Kirchen und Vereine dazu auf, sich aktiv mit unseren Forderungen zu solidarisieren, unseren Aufruf zu unterstützen und mit uns gemeinsam die Räumung des Oranienplatzes zu verhindern. Der Oranienplatz steht für Partizipation, Solidarität und Austausch und wird mittlerweile europaweit als Symbol des selbstorganisierten Protests Geflüchteter angesehen.

Näheres über die unmittelbar anstehenden Aktionen dieser Bewegung entnehmen sie bitte dem Blog Refugee Strike Berlin.

Zur Ausstellung: gestern kamen einige Journalisten und fragten: ist das überhaupt Kunst? Nach dem alle Tabus gebrochen sind und alles erdenkliche als Kunst akzeptiert wird? Was muss man ausstellen, um diese Frage erneut zu provozieren?

Das zweiundhalbtausendjahrealte Imperium, in dem wie immer noch leben entscheidet aber nicht mehr, was Kunst ist, und was nicht. Das Empire lügt. Die Kunstwelt ist korrupt.

Das Bild hat sich von der Definitionsmacht der in der Zeit der Moderne gefangenen Experten emanzipiert. Die Kunst hat sich radikal demokratisiert. Die Autoren der hier augestellten Bilder streben nicht wie im 20. Jahrhundert, dannach, von den Geldeliten als Künstler akzeptiert zu werden. Die Frage Heute ist also nicht „ob etwas Kunst ist“, sondern „ob eine Ausstellung imstande ist, im Einklang mit dem Ethos der Ersten Globalen Revolution zu sein“. Es handelt sich nicht um eine neue Richtung in der Kunst: die Ausstellung verlässt solch eine elitistische, für die Gesellschaft obsolet gewordene Nischenperspektive. Es geht um die Rolle der Kunst im neuen Schritt von Homo Sapiens in seiner Entwicklung.

Herzlich wilkommen zu einer Ausstellung des 21. Jahrhunderts!